Der 6. Juni 1944, bekannt als D-Day, markiert einen entscheidenden Wendepunkt im Zweiten Weltkrieg. An diesem Tag starteten die Alliierten die Operation Overlord, die größte amphibische Invasion der Militärgeschichte, um die deutsche Besatzung in Westeuropa zu brechen und eine zweite Front zu eröffnen (1). Über 150.000 Soldaten landeten an den Stränden der Normandie, unterstützt von einer gewaltigen Armada von über 5.000 Schiffen und Landungsbooten (2). Eine ebenso entscheidende Rolle spielte die Luftüberlegenheit. Mehr als 11.000 alliierte Flugzeuge standen bereit, um Luftunterstützung zu leisten, Fallschirmjäger abzusetzen und deutsche Stellungen zu bombardieren, wobei allein am D-Day über 14.600 Einsätze geflogen wurden (3).
In diesem beispiellosen Luftaufgebot über den Invasionsstränden tauchte ein markantes visuelles Merkmal auf: breite, abwechselnd schwarze und weiße Streifen, die um die Rümpfe und Tragflächen tausender alliierter Flugzeuge gemalt waren (4). Diese als "Invasionsstreifen" (engl. Invasion Stripes) bekannten Markierungen waren keine bloße Zierde, sondern ein entscheidendes Instrument zur Freund-Feind-Kennung, das entwickelt wurde, um katastrophale Zwischenfälle durch Eigenbeschuss in der Hitze des Gefechts zu verhindern (5). Für Modellbauer, die Flugzeuge dieser kritischen Phase des Krieges nachbilden möchten, ist das Verständnis und die korrekte Darstellung dieser Streifen unerlässlich. Dieser Leitfaden bietet eine umfassende historische und praktische Grundlage, um die D-Day-Streifen auf Modellen akkurat nachzubilden.
Warum Schwarz und Weiß?
Die Notwendigkeit der Identifizierung
Der primäre Zweck der Invasionsstreifen war eine schnelle und unmissverständliche visuelle Freund-Feind-Kennung (Identification Friend or Foe - IFF) (6). Die schiere Anzahl alliierter Flugzeuge – Jäger, Bomber, Transporter, Aufklärer und Segelflugzeuge –, die am D-Day und in den folgenden Tagen im Luftraum über der Normandie operierten, stellte eine beispiellose Herausforderung dar (7). Die Planer der Operation Overlord erkannten frühzeitig, dass die existierenden elektronischen IFF-Systeme durch diese Masse an Flugzeugen überlastet und unzuverlässig werden würden (4). Die Gefahr von "Fratrizid", also dem irrtümlichen Beschuss eigener Flugzeuge durch alliierte Flak-Schützen auf Schiffen und am Boden oder sogar durch andere alliierte Piloten, war immens (5). Tragische Vorfälle während früherer Operationen, wie der Abschuss von 23 eigenen Douglas Dakota Transportflugzeugen durch alliierte Schiffs- und Bodentruppen während der Invasion Siziliens (Operation Husky) im Juli 1943, unterstrichen die Dringlichkeit einer besseren Lösung (8). Die Planer erkannten die Grenzen der damaligen Technologie unter extremen Einsatzbedingungen und griffen auf eine einfache, aber robuste visuelle Methode zurück: die kontrastreichen schwarz-weißen Streifen (9).
Die Entscheidung und Genehmigung
Nach eingehenden Studien wurde das Schema der Invasionsstreifen am 17. Mai 1944 offiziell von Air Chief Marshal Sir Trafford Leigh-Mallory, dem Befehlshaber der Allied Expeditionary Air Force (AEAF), genehmigt (6). Bereits am 18. April 1944 hatte das Supreme Headquarters Allied Expeditionary Force (SHAEF) in einem Memorandum (Operational Memorandum No 23) die grundsätzliche Anweisung erlassen, dass alliierte Flugzeuge zur Invasion mit fünf Streifen an Flügeln und Rumpf zu versehen seien, ohne dabei die nationalen Hoheitszeichen zu überdecken (10). Um die Schiffsbesatzungen mit dem neuen Erscheinungsbild vertraut zu machen, fand am 1. Juni 1944 eine kleine Testübung statt, bei der bereits markierte Flugzeuge die versammelte Invasionsflotte überflogen (11).
Ein entscheidender Faktor bei der Einführung der Streifen war die strikte Geheimhaltung (11). Man wollte unter allen Umständen verhindern, dass die deutsche Luftwaffe von dem Schema erfuhr und es eventuell für eigene Flugzeuge übernahm, was zu fataler Verwirrung geführt hätte (12). Diese Notwendigkeit strengster Geheimhaltung führte dazu, dass die Befehle zur Bemalung extrem kurzfristig erteilt wurden: Erst am 3. Juni erhielten die Einheiten mit Transportflugzeugen und Lastenseglern die Anweisung, die Streifen anzubringen, gefolgt von den Jagd- und Bombereinheiten am 4. Juni – nur ein bis zwei Tage vor dem geplanten Invasionsbeginn (13). Diese Eile zwang die Bodenmannschaften (von der RAF liebevoll "Erks" genannt) oft zur Improvisation unter enormem Zeitdruck, da sie gleichzeitig die Flugzeuge für die bevorstehenden Einsätze vorbereiten mussten (14). Diese Hast bei der Anwendung ist ein Schlüsselfaktor für die später diskutierten Variationen und die oft beobachtete "unsaubere" Ausführung der Streifen.
Genaue Spezifikationen der Invasionsstreifen
Die Direktiven der AEAF legten genaue Spezifikationen für die Invasionsstreifen fest, auch wenn die Umsetzung in der Praxis, wie gesehen, variieren konnte.
Die Streifen bestanden aus abwechselnden Bändern in Schwarz und Weiß (6). Das Standardmuster umfasste insgesamt fünf Streifen: drei weiße und zwei schwarze (11). Die Reihenfolge, typischerweise von innen nach außen oder von vorne nach hinten betrachtet, war festgelegt als Weiß-Schwarz-Weiß-Schwarz-Weiß (WBWBW) (10). Als Farbe wurde häufig sogenanntes "Distemper" verwendet, eine temporäre, oft wasserbasierte Farbe, die für Übungsmarkierungen vorgesehen war (15). Diese Farbwahl hatte Konsequenzen für die Haltbarkeit und das spätere Entfernen der Streifen. Die temporäre Natur des Distempers erklärt, warum die Streifen relativ schnell verwittern konnten und warum ihre Entfernung manchmal durch Abwaschen erfolgte, aber auch die darunterliegende Lackierung beschädigen konnte (16). Es gab wohl auch ölbasiertes Distemper, was die Haltbarkeit beeinflusst haben könnte (15). Der Farbton war in der Regel ein mattes Schwarz und ein mattes Weiß (17).
Dimensionen - Einmotorige Flugzeuge
Für einmotorige Flugzeuge – dazu zählten Jäger wie die Supermarine Spitfire, Republic P-47 Thunderbolt und North American P-51 Mustang, aber auch Fotoaufklärer und leichte Bomber – war eine Breite von 18 inches (ca. 46 cm) pro Streifen vorgeschrieben (11). Für Modellbauer ergeben sich daraus folgende Maße:
Maßstab 1/72: 1/4 inch (ca. 6,35 mm) (18)
Maßstab 1/48: 3/8 inch (ca. 9,5 mm) (19)
Maßstab 1/32: 5/8 inch (ca. 15,9 mm) (19)
Dimensionen - Zweimotorige Flugzeuge
Für zweimotorige Flugzeuge – wie die mittleren Bomber Martin B-26 Marauder und North American B-25 Mitchell, Transportflugzeuge wie die Douglas C-47 Skytrain oder auch zweimotorige Jäger wie die Lockheed P-38 Lightning – betrug die vorgeschriebene Breite pro Streifen 24 inches (ca. 61 cm) (20). Einige Quellen nennen pauschal 24 inches für alle Typen (21), was jedoch durch spezifischere Direktiven und zahlreiche andere Quellen widerlegt wird, die klar zwischen ein- und zweimotorigen Typen unterscheiden (20, 9, 22, 10, 18, 11). Die Maße für Modellbauer sind:
Maßstab 1/72: ca. 1/3 inch (ca. 8,5 mm)
Maßstab 1/48: 1/2 inch (ca. 12,7 mm)
Maßstab 1/32: 3/4 inch (ca. 19 mm)
Platzierung - Tragflächen
Die Streifen wurden auf der Ober- und Unterseite beider Tragflächen angebracht (20).
Einmotorige: Die Streifen verliefen parallel zur Längsachse des Flugzeugs und endeten typischerweise 6 inches (ca. 15 cm) innerhalb der nationalen Hoheitszeichen (Roundels/Sterne) (20).
Zweimotorige: Die Streifen wurden außerhalb der Motorgondeln platziert, beginnend typischerweise 24 inches (ca. 61 cm) von diesen entfernt (20). Die Streifen reichten von der Flügelvorderkante bis zur Hinterkante (18). Ausnahmen galten für spezielle Ausrüstung wie Enteisungsgummis an den Flügelvorderkanten; diese durften nicht übermalt werden (18).
Platzierung - Rumpf
Am Rumpf wurden die fünf Streifen ebenfalls komplett umlaufend angebracht, und zwar vor dem Leitwerk (21). Die Vorschrift besagte präzise, dass die hintere Kante des hintersten weißen Streifens 18 inches (ca. 46 cm) vor der Vorderkante des Höhenleitwerks liegen sollte (20). Die Breite der einzelnen Streifen am Rumpf entsprach der Breite der Flügelstreifen des jeweiligen Flugzeugtyps (18 inches bei Einmotorigen, 24 inches bei Zweimotorigen) (18). Es war ausdrücklich vorgeschrieben, dass nationale Hoheitszeichen (wie die britischen Roundels oder die amerikanischen Sterne mit Balken) und Seriennummern nicht durch die Streifen übermalt werden durften (20).
Ausnahmen von der Regel
Nicht alle alliierten Flugzeuge trugen Invasionsstreifen. Explizit ausgenommen waren die viermotorigen schweren Bomber der 8th Air Force der USAAF (Boeing B-17 Flying Fortress, Consolidated B-24 Liberator) und des RAF Bomber Command (Avro Lancaster, Handley Page Halifax) (21). Die Begründung war, dass die Luftwaffe kaum vergleichbare schwere Bomber besaß (seltene Ausnahmen waren die Heinkel He 177 und Focke-Wulf Fw 200 Condor), sodass die Gefahr einer Verwechslung gering war (22). Diese Bomber operierten zudem oft in großen, geschlossenen Formationen und in anderen Höhen oder zu anderen Zeiten (RAF nachts) als die taktischen Flugzeuge, was das Risiko von Eigenbeschuss durch Boden- oder Seestreitkräfte weiter reduzierte. Ebenfalls meist ausgenommen waren Nachtjäger und Seeflugzeuge (23). Im Gegensatz dazu mussten Transportflugzeuge und Lastensegler (wie die Airspeed Horsa oder Waco CG-4) sowie deren Schleppflugzeuge (oft C-47) die Streifen tragen, da sie direkt über oder hinter den Landungszonen operierten (21). Auch viermotorige Transport- und Schleppflugzeuge erhielten Streifen gemäß der Spezifikation für zweimotorige Flugzeuge, wobei die Flügelstreifen außerhalb der äußeren Motorgondeln angebracht wurden (18).
Tabelle: Spezifikationen der Invasionsstreifen nach Flugzeugtyp:
Flugzeugtyp
Anzahl Streifen
Anordnung
Breite pro Streifen
Platzierung Flügel
Platzierung Rumpf
Einmotorige (Jäger, Aufklärer, etc.)
5
WBWBW
18 inches (46 cm)
Ober-/Unterseite, innen von Hoheitszeichen (6′′ Abstand)
Umlaufend, 18'' vor Höhenleitwerk-Vorderkante
Zweimotorige (Mittl. Bomber, Transporter, etc.)
5
WBWBW
24 inches (61 cm)
Ober-/Unterseite, außen von Motorgondeln (24′′ Abstand)
Umlaufend, 18'' vor Höhenleitwerk-Vorderkante
Viermotorige Transporter/Schlepper
5
WBWBW
24 inches (61 cm)
Ober-/Unterseite, außen von äußeren Motorgondeln
Umlaufend, 18'' vor Höhenleitwerk-Vorderkante
Viermotorige Bomber (USAAF 8th AF, RAF Bomber Cmd)
0
N/A
N/A
Keine Streifen
Keine Streifen
Andere Ausnahmen (Nachtjäger, Seeflugzeuge)
0
N/A
N/A
Meist keine Streifen
Meist keine Streifen
Variationen und Abweichungen
Obwohl die Vorschriften klar definiert waren, führte die Realität des Krieges, insbesondere der enorme Zeitdruck bei der Anbringung, zu zahlreichen Variationen und Abweichungen vom Standard.
Wie bereits erwähnt, hatten die Bodencrews oft nur Stunden Zeit, um tausende von Flugzeugen zu markieren (11). Dies führte dazu, dass die Streifen häufig alles andere als sauber und exakt aufgetragen wurden (22). Berichte und Fotos belegen den Einsatz unkonventioneller Werkzeuge wie einfacher Pinsel, Farbroller, Besen oder sogar Mopps (24). Maskierbänder wurden, wenn überhaupt, nur sparsam oder gar nicht eingesetzt (25). Das Ergebnis waren oft ausgefranste, ungerade Kanten, ungleichmäßige Farbdeckung mit durchscheinendem Untergrund, Farbkleckse und sogar unterschiedliche Streifenbreiten am selben Flugzeug (26). Die Qualität hing stark von den Fähigkeiten und der verfügbaren Zeit der jeweiligen Crew ab (25). Es ist wichtig zu verstehen, dass die "Norm" am D-Day oft eher ein Ideal als die gelebte Praxis auf den Flugfeldern war. Ein Modell, das perfekt gerade, deckende Streifen aufweist, mag zwar den Vorschriften entsprechen, könnte aber für ein Flugzeug im direkten D-Day-Einsatz weniger authentisch wirken als eines mit kontrollierten Unregelmäßigkeiten. Es gibt jedoch auch Hinweise darauf, dass zumindest einige Einheiten, möglicherweise insbesondere bei der USAAF, trotz der Eile sauberere Ergebnisse erzielten (27). Flugzeuge, die erst nach dem D-Day bei Wartungseinheiten oder Depots ihre Streifen erhielten, wiesen tendenziell eine höhere Qualität der Bemalung auf (28).
Interaktion mit Markierungen
Obwohl die Vorschriften das Übermalen von Hoheitszeichen und Seriennummern verboten (20), kam es in der Hektik dennoch vor. Besonders bei amerikanischen Flugzeugen überlappten die Streifen manchmal die Balken des Stern-und-Balken-Hoheitszeichens (29). Auch Staffelcodes und Seriennummern wurden gelegentlich teilweise oder ganz übermalt, obwohl dies nicht vorgesehen war (30). Kleinere Wartungshinweise (Stencils) im Bereich der Streifen wurden mit großer Wahrscheinlichkeit einfach überstrichen (31).
Besondere Hinweise zu Flugzeugtypen
Zur Vermeidung von Verwechslungen ist es wichtig, die D-Day-Streifen von früheren Kennungen zu unterscheiden. Die Hawker Typhoon trug bereits ab Dezember 1942 schwarz-weiße Streifen nur an der Flügelunterseite (vier schmale schwarze, drei breitere weiße Streifen), um sie von der ähnlich aussehenden deutschen Focke-Wulf Fw 190 zu unterscheiden (32). Diese älteren Streifen wurden im Februar (RAF) bzw. April 1944 (Tempest) wieder entfernt, bevor die Typhoons und die neu eingeführten Tempests dann die standardmäßigen D-Day-Streifen (fünf gleich breite Streifen) erhielten (33). Die Lockheed P-38 Lightning ist ein Beispiel für einen zweimotorigen Jäger, der die breiteren 24 inches Streifen erhielt (10).
Visuelle Referenzen für Modellbauer
Angesichts der beschriebenen Variationen bei der Anbringung der Invasionsstreifen ist das Studium von Originalfotografien für den Modellbauer unerlässlich, um ein bestimmtes Flugzeug zu einer bestimmten Zeit korrekt darzustellen (34). Die folgenden Flugzeugtypen wurden in den vorliegenden Quellen explizit als Träger von D-Day-Streifen genannt oder abgebildet:
Supermarine Spitfire: Jäger, 18′′ Streifen. Weit verbreitet, zahlreiche Fotos verfügbar (35).
Republic P-47 Thunderbolt: Jäger, 18′′ Streifen. Ebenfalls häufig, Fotos vorhanden, auf mögliche Überlappung mit US-Insignien achten (36).
Douglas C-47 Skytrain/Dakota: Transportflugzeug, 24′′ Streifen. Schlüsselflugzeug für Luftlandungen, viele Fotos verfügbar (39). Quelle:64.media.tumblr.com
North American B-25 Mitchell: Mittlerer Bomber, 24′′ Streifen. Fotos vorhanden (45).
Quelle:ww2aircraft.net
Bristol Beaufighter: Zweimotoriger Jäger/Nachtjäger, erwähnt als Träger von 24′′ Streifen (46).
Quelle:imodeler.com
Fairey Swordfish: Torpedobomber (veraltet, aber noch im Einsatz), Foto bestätigt Streifen (wahrscheinlich 18′′ als Einmotorige) (47). Quelle:navywings.org.uk
Northrop P-61 Black Widow: Nachtjäger, normalerweise ausgenommen, aber Foto zeigt Exemplar mit Streifen – möglicherweise spezielle Umstände oder spätere Anwendung, genaue Recherche nötig (48). Quelle:www.warhistoryonline.com
Supermarine Walrus / Vickers Warwick: Flugboote/Flugzeuge für Seenotrettung, laut Direktiven markiert (wahrscheinlich 24′′) (15). Quelle:fullfatthings-keyaero.b-cdn
Techniken und Tipps
Die Nachbildung der Invasionsstreifen stellt Modellbauer vor die Wahl zwischen verschiedenen Techniken und dem gewünschten Grad an Realismus.
Maskieren und Lackieren - Vorbereitung
Eine sorgfältige Vorbereitung ist entscheidend. Zunächst muss die Reihenfolge der Lackierung festgelegt werden: Entweder zuerst die gesamte Fläche weiß lackieren, dann die weißen Streifen abkleben und schwarz lackieren (49) oder umgekehrt, zuerst schwarz lackieren, dann die schwarzen Streifen maskieren und weiß lackieren (50). Die erste Methode ist oft einfacher, da Weiß auf Schwarz schlechter deckt als umgekehrt. Die zweite Methode kann jedoch, wie von einigen Modellbauern bevorzugt, den schwarzen Untergrund als eine Art "Pre-Shading" nutzen, um leichte Variationen im Weiß zu erzeugen (50). Unabhängig von der Reihenfolge ist es wichtig, die korrekten Maße im jeweiligen Maßstab zu verwenden (18) und die Positionierung anhand von Fotos oder den Markierungsanleitungen des Bausatzes zu bestimmen (51). Eine glänzende Klarlackschicht unter den Streifen kann das Abkleben erleichtern und die darunterliegende Farbe schützen (52).
Maskiertechniken
Das exakte Abkleben, besonders an gekrümmten Rumpfpartien, erfordert Geduld. Für die geraden Kanten an den Tragflächen eignen sich Standard-Maskierbänder. Für die Rumpfkurven oder Flügelvorderkanten ist flexibles Maskierband oder in schmale Streifen geschnittenes Standardband (z.B. Tamiya) hilfreich (53). Messschieber oder Lineale helfen, die korrekten Breiten auf dem Band zu markieren (51). Eine Technik besteht darin, Klebebandsegmente in der Breite der Streifen zuzuschneiden und als Abstandshalter zu verwenden, um die eigentlichen Maskierbänder präzise zu positionieren (52). Entscheidend ist, die Kanten des Maskierbandes fest anzudrücken (zu "bügeln"), um ein Unterlaufen der Farbe zu verhindern (54). Ein leichter Überzug mit Klarlack oder der Grundfarbe entlang der Bandkante kann die Kanten zusätzlich versiegeln (55). Wenn die Streifen über bereits lackierte Bereiche (z.B. Hoheitszeichen) gehen sollen, muss entsprechend maskiert werden (50). Vom Abkleben direkt auf Decals wird jedoch abgeraten, da das Band die Decals beschädigen kann (56).
Anwendung von Abziehbildern (Decals)
Viele Bausätze und Zubehörhersteller bieten Decals für Invasionsstreifen an (57). Der Vorteil liegt in der Bequemlichkeit und den potenziell sauberen, geraden Kanten (58). Nachteile können jedoch eine schwierige Anpassung an komplexe Rundungen sein, was zu Falten oder Rissen führen kann (59). Ein häufiges Problem ist auch die mangelnde Deckkraft, besonders der weißen Streifen über dunklem Untergrund oder über der Trennlinie zwischen Schwarz und Weiß (60). Hier kann es helfen, den Bereich unter dem Decal weiß vorzulackieren oder mehrere Decals übereinander zu legen (61). Zudem können perfekt gedruckte Decals auf einem Modell eines hastig bemalten Originals unauthentisch "spielzeughaft" wirken (62).
Simulation der hastigen Anwendung - "Repräsentative Schludrigkeit"
Für Modellbauer, die den oft unsauberen Charakter der Originalbemalung nachbilden möchten, ohne dass das Modell unfertig wirkt, gibt es verschiedene Techniken (63). Dies erfordert ein bewusstes Abweichen von perfekter Sauberkeit:
Maskierung: Leicht unsaubere Kanten können durch vorsichtiges Einreißen oder Anschneiden der Maskierbandkante erzielt werden (63).
Farbauftrag: Statt eines deckenden Sprühauftrags kann eine Kombination versucht werden: Grundierung sprühen, dann mit einem Pinsel eine leicht unregelmäßige Schicht darüber auftragen, um Pinselstriche anzudeuten (64). Leichte Variationen in der Deckkraft (subtil durchscheinender Untergrund) können ebenfalls realistisch wirken (65).
Alterung (Weathering): Gerade die temporäre Distemper-Farbe war anfällig für Abnutzung. Abplatzer (Chipping), besonders an Flügelvorderkanten oder Wartungsklappen, können mit Silberstift oder Tupftechnik dargestellt werden (66). Ausbleichen (Fading), Schmutzansammlungen (Washes, Pigmente) und Ölspuren (Ölfarben) sollten über die Streifen hinweg aufgebracht werden, wobei weiße Streifen Schmutz natürlich stärker zeigen (67). Die Alterung sollte den Gesamtzustand des Flugzeugs widerspiegeln (68).
Perfekt saubere Streifen auf einem Flugzeug direkt vom D-Day-Einsatz (64).
Falsche Dimensionen (18'' vs. 24'') oder Platzierung (19).
Streifen auf ausgenommenen Typen (z.B. B-17, Lancaster) (21).
Übermalen von Hoheitszeichen (sofern nicht durch Fotobeleg nachgewiesen) (20).
Verwendung von Decals ohne Behebung von Deckkraft- oder Anpassungsproblemen (69).
Ignorieren des Maßstabeffekts (Unsauberkeiten sind in 1/72 weniger sichtbar als in 1/32) (70).
Der vielleicht größte "Fehler" ist das Streben nach makelloser Perfektion, wo die historische Realität oft von Improvisation geprägt war. Ziel sollte eine glaubwürdige Darstellung sein, die auch kontrollierte Unvollkommenheit einschließen kann (71).
Dauer der Nutzung und Entfernung
Die charakteristischen Invasionsstreifen waren eine temporäre Maßnahme und verschwanden relativ schnell wieder von den alliierten Flugzeugen.
Zeitplan der Entfernung
Die vollständigen Streifen auf Ober- und Unterseiten waren nur für eine kurze Periode sichtbar (72). Bereits etwa einen Monat nach dem D-Day, also Anfang Juli 1944, erging der Befehl, die Streifen von den Oberseiten der Tragflächen und Rümpfe zu entfernen (73). Der Grund hierfür war die verbesserte Tarnung der Flugzeuge am Boden auf den neu eingerichteten vorgeschobenen Flugfeldern in Frankreich (14). Die auffälligen Streifen machten die Flugzeuge aus der Luft leicht erkennbar und somit zu Zielen für die Luftwaffe (21). Die Streifen an den Unterseiten blieben oft länger erhalten (74). Die vollständige Entfernung aller Streifen wurde generell gegen Ende 1944 angeordnet (Quellen nennen Zeiträume von September bis Dezember/Jahresende) (75), als die alliierte Luftüberlegenheit über Frankreich erdrückend war und die Notwendigkeit der visuellen IFF-Markierung gegenüber dem Nachteil der schlechteren Tarnung zurücktrat (76). Da die Entfernung der Streifen manchmal eine niedrige Priorität hatte, konnten Flugzeuge auch später noch mit stark verwitterten Resten der Markierungen im Einsatz gesehen werden (77). Dieser zeitliche Ablauf spiegelt die sich ändernde taktische Lage wider: von der Priorität der Freund-Feind-Kennung während der chaotischen Invasion hin zur Priorität der Tarnung am Boden nach der Etablierung einer festen Front.
Methoden der Entfernung
Da die Streifen oft mit temporärer Distemper-Farbe aufgetragen wurden (15), war eine Entfernung theoretisch durch Abwaschen, z.B. mit heißem Wasser, möglich (46). Alternativ ließ man sie teilweise einfach abwittern oder abblättern (78). Allerdings barg das Entfernen, besonders von Stoff- oder Holzoberflächen, die Gefahr, die darunterliegende Lackierung zu beschädigen (78). Eine sehr gebräuchliche Methode scheint daher gewesen zu sein, die nicht mehr benötigten Streifen (zuerst die oberen, dann alle) einfach mit den regulären Tarnfarben des Flugzeugs (z.B. Olive Drab bei USAAF, Ocean Grey/Dark Green/Medium Sea Grey bei RAF) zu übermalen (79). Dies konnte sichtbare Spuren hinterlassen, wie leichte Konturen der ehemaligen Streifen oder Unterschiede im Farbton und der Verwitterung zwischen der alten und der neuen Lackschicht (80).
Darstellungung teilweise entfernter/verwitterter Streifen
Für die Darstellung von Flugzeugen aus dem Zeitraum Juli bis Ende 1944 ergeben sich interessante Darstellungsmöglichkeiten:
Nur Unterseitenstreifen: Flugzeuge ab Juli 1944 zeigten oft nur noch die Streifen an den Flügel- und Rumpfunterseiten (81).
Übermalte Streifen: Dies kann durch Abkleben der ehemaligen Streifenbereiche und Lackieren mit einem leicht abweichenden Farbton der Tarnfarbe (z.B. frischer, weniger verwittert) oder durch Andeuten von Kanten oder Farbunterschieden simuliert werden.
Stark verwitterte Streifen: Mit den unter Punkt 6 beschriebenen Alterungstechniken können stark abgenutzte, verblasste oder abgeblätterte Streifen dargestellt werden, die auch nach dem offiziellen Entfernungsbefehl noch vorhanden gewesen sein könnten (82).
Fazit und Ressourcen
Die Invasionsstreifen des D-Day sind mehr als nur ein auffälliges Detail an Flugzeugen des Zweiten Weltkriegs. Sie repräsentieren eine pragmatische Lösung für ein kritisches Problem unter extremen Umständen und erzählen eine Geschichte von Planung, Geheimhaltung und der Realität des Krieges auf den Flugfeldern.
Für den Modellbauer liegt die Herausforderung darin, diese Geschichte authentisch nachzubilden. Dies erfordert ein Verständnis der Vorschriften – der Farben (Schwarz und Weiß), der Anordnung (WBWBW), der Dimensionen (18′′ für Einmotorige, 24′′ für Zweimotorige) und der Platzierung an Flügeln und Rumpf – aber auch der häufigen Abweichungen davon. Die hastige Anwendung unter Zeitdruck führte oft zu unsauberen Ergebnissen, die sich von den perfekt gedruckten Decals in Bausätzen unterscheiden können. Die Wahl der richtigen Technik, sei es präzises Maskieren und Lackieren, die Verwendung von Decals oder die bewusste Simulation einer "repräsentativen Schludrigkeit" durch Alterung und unregelmäßigen Farbauftrag, hängt vom dargestellten Flugzeug, dem Zeitpunkt und dem gewünschten Realismusgrad ab. Ebenso wichtig ist die Berücksichtigung des Zeitrahmens: Die vollen Streifen existierten nur wenige Wochen, bevor sie schrittweise entfernt wurden.
Die wichtigste Ressource für eine akkurate Darstellung sind zeitgenössische Fotografien des spezifischen Flugzeugs oder zumindest des Typs und der Einheit im relevanten Zeitraum. Modellbauforen im Internet (83) und Fachpublikationen bieten ebenfalls wertvolle Informationen und Diskussionen. Während allgemeine Modellbaubücher (84) Techniken vermitteln, sind für spezifische Markierungsdetails oft spezialisierte Quellen wie Flugzeugmonografien (z.B. von Osprey, Squadron/Signal, wie in (85) erwähnt) oder die Anleitungen hochwertiger Decal-Bögen (86) am hilfreichsten. Letztendlich liegt es am Modellbauer, die verfügbaren Informationen zu interpretieren und eine überzeugende Darstellung dieser ikonischen Markierungen zu schaffen – Markierungen, die halfen, den Himmel über der Normandie für die Alliierten zu sichern.
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