Sonntag, 11. Mai 2025

Leitfaden für Modellbauer: Die Farben für die Luftwaffe im Zweiten Weltkrieg Teil 2

Überblick über die RLM-Farbgebung für Innenräume von Flugzeugen der Luftwaffe im Zweiten Weltkrieg

Überblick über die RLM-Farbgebung für Innenräume der Luftwaffe im Zweiten Weltkrieg


Das Reichsluftfahrtministerium (RLM) etablierte ein umfassendes Farbsystem, das als verbindlicher Standard für die Lackierung aller deutschen Flugzeuge während des Zweiten Weltkriegs diente. Ursprüngliches Ziel dieses Systems war die Gewährleistung einer einheitlichen Farbgebung über alle Hersteller und Flugzeugtypen hinweg. Es ist hierbei von Bedeutung, dass die offiziellen Bezeichnungen lediglich die RLM-Nummern waren; Farbnamen wurden zwar deskriptiv verwendet, waren aber nicht Teil der formellen Nomenklatur. Für Modellbauer, die eine hohe historische Genauigkeit anstreben, ist die korrekte Wiedergabe der Innenraumfarben von entscheidender Bedeutung. Dies umfasst nicht nur die primären Cockpitfarben, sondern auch Details wie Rohrleitungen, elektrische Leitungen und Fahrwerksschächte, die maßgeblich zur Realitätsnähe eines Modells beitragen.
Die Komplexität der RLM-Farbgebung ergibt sich aus mehreren Faktoren: Die Farben und deren Anwendung evolvierten im Kriegsverlauf aufgrund neuer oder revidierter Vorschriften (wie der Luftwaffen Dienstvorschrift L.Dv. 521/1 und der Sammelmitteilungen), gewonnenen Einsatzerfahrungen, zunehmenden Materialengpässen und nicht zuletzt durch Variationen zwischen einzelnen Herstellern und sogar unterschiedlichen Farbchargen, besonders in der späteren Kriegsphase. Die L.Dv. 521, insbesondere die L.Dv. 521/1 in ihrer Fassung vom März 1938 und deren Revision vom November 1941, sowie die dazugehörigen Farbtontafeln, bildeten die primäre Grundlage für die Definition und Anwendung dieser Farben.
Das RLM-System war keine statische Ansammlung von Regeln, sondern eine dynamische Struktur, die sich kontinuierlich an die Erfordernisse des Krieges und technologische Entwicklungen anpasste. Die Existenz revidierter Vorschriften wie der L.Dv. 521/1 (November 1941) und spezifischer Direktiven wie der Sammelmitteilungen Nr. 1 und 2 belegen ein reaktives System. Faktoren wie Rohstoffknappheit, beispielsweise bei Pigmenten wie Kobalt und Chromoxiden, sowie sich wandelnde Tarnphilosophien, etwa der Wechsel zwischen offensiven und defensiven Schemata, erzwangen Modifikationen. Dies bedeutet für den Modellbauer, dass nicht von einem einzigen, über den gesamten Zeitraum von 1935 bis 1945 gültigen Farbstandard für ein bestimmtes Bauteil ausgegangen werden kann.
Darüber hinaus konnten die "offiziellen" RLM-Farbtöne selbst im Erscheinungsbild variieren, abhängig von der spezifischen Version der zugrundeliegenden Vorschrift. So weisen beispielsweise die 1938er und 1941er Versionen von RLM 02 und RLM 66 Unterschiede auf. Diese Nuancen sind für Modellbauer, die höchste Präzision anstreben, von erheblicher Bedeutung. Für RLM 66 wird ein Wandel von einem "leichten Blaustich" (1938) zu einem "leichten Olivgrünstich" (1941) beschrieben. RLM 02 wurde in der 1941er Version "deutlich intensiver... und dunkler", was ihm ein olivgraues Aussehen verlieh. Eine einfache Angabe "RLM 02" ist daher oft unzureichend; der spezifische Zeitraum und die damit korrespondierende Farbcharakteristik müssen berücksichtigt werden.

Cockpit-Farbgebung

Die Farbgebung der Cockpits von Luftwaffe-Flugzeugen unterlag im Laufe des Zweiten Weltkriegs einer signifikanten Entwicklung, die primär von zwei Farbtönen geprägt war: RLM 02 RLM-Grau und RLM 66 Schwarzgrau.

Frühe Kriegsjahre (bis ca. 1940/1941)

In der Vorkriegszeit und den ersten Kriegsjahren war RLM 02 der Standardfarbton für die meisten Besatzungsräume, einschließlich der Cockpits. Diese Farbe fand auch für die Grundplatten von Instrumentenbrettern Verwendung, wobei die Instrumentenskalen selbst typischerweise schwarz waren. Einige Quellen präzisieren, dass Instrumentenbretter generell grau mit schwarzen Instrumenten waren oder ab 1938 spezifisch in RLM 66 gehalten wurden.
Ein wichtiger Aspekt ist die bereits erwähnte Veränderung von RLM 02. Die Version von 1938, die oft mit RAL 7003 Moosgrau gleichgesetzt wird, war ein eher neutrales Grau. Im Gegensatz dazu wurde die 1941er Version, wie in der L.Dv. 521/1 vom November 1941 festgelegt, dunkler und erhielt einen deutlicheren Olivstich. Diese Veränderung vollzog sich wahrscheinlich graduell bereits vor der offiziellen Dokumentation von 1941, möglicherweise schon Ende 1939 oder im Frühsommer 1940. Farbenhersteller wie AK Interactive bieten beide Varianten an, beispielsweise RC932/AK11811 für die 1938er und RC933/AK11812 für die 1941er Version.

Mittlere bis späte Kriegsjahre (ab ca. 1940/1941)

Ab etwa Mitte bis Ende 1940 begann RLM 66 Schwarzgrau, das RLM 02 in den durch die Verglasung einsehbaren Cockpitbereichen zu ersetzen. Eine offizielle Weisung hierzu erfolgte mit der L.Dv. 521/1 im November 1941. Der Übergang war jedoch nicht abrupt; es existieren Belege für Flugzeuge, die im selben Zeitraum in beiden Farbtönen lackiert wurden. Die Umstellung auf RLM 66 diente wahrscheinlich der Reduzierung von Blendeffekten und der Verbesserung der Sichtverhältnisse für den Piloten, insbesondere im Zusammenhang mit neueren Kanzelkonstruktionen, wie sie beispielsweise bei der Messerschmitt Bf 109E-4 eingeführt wurden. Bereiche des Cockpits, die von außen nicht einsehbar waren, blieben oft weiterhin in RLM 02 lackiert. Mit der Sammelmitteilung Nr. 2 vom August 1944 wurde schließlich angeordnet, RLM 02 auf allen Innenflächen des Cockpits durch RLM 66 zu ersetzen.
Auch RLM 66 wies Variationen auf: Die 1938er Version, deren Äquivalent RAL 7019 war, besaß einen "leichten Blaustich". Die 1941er Version, vergleichbar mit RAL 7021 Schwarzgrau, zeigte hingegen einen "leichten Olivgrünstich". AK Interactive führt auch hier beide Varianten, z.B. RC937/AK11819 (1938) und RC938/AK11820 (1941).
Die Tatsache, dass die Umstellung auf RLM 66 bereits vor der offiziellen Direktive im November 1941 begann, wie bei der Bf 109E-4 während der Luftschlacht um England (Mitte 1940) beobachtet, deutet darauf hin, dass operative Erfordernisse und spezifische Flugzeugmodifikationen frühe Anpassungen vorantrieben. Die offizielle Regelung formalisierte dann eine sich bereits etablierende Praxis. Die subtilen Farbtonverschiebungen bei RLM 02 (zu Olivgrau) und RLM 66 (von bläulich zu oliv-grünlich Grau) zwischen den Farbtontafeln von 1938 und 1941 könnten auf die Verfügbarkeit von Pigmenten, geringfügige Anpassungen zur Verbesserung der Tarneigenschaften oder der Innenraumoptik oder schlicht auf eine Verfeinerung des Standards zurückzuführen sein. Die sich ändernden RAL-Äquivalente (RLM 66 von RAL 7019 zu RAL 7021) stützen diese dokumentierte Veränderung. Die fortgesetzte Verwendung von RLM 02 in nicht sichtbaren Innenbereichen, selbst nachdem RLM 66 zum Standard für sichtbare Cockpitteile wurde, legt eine Maßnahme zur Kosten- oder Ressourceneinsparung nahe. Es bestand keine operative Notwendigkeit, diese verborgenen Bereiche mit dem neueren, möglicherweise ressourcenintensiveren oder spezifisch zugewiesenen RLM 66 neu zu lackieren.

Instrumentenbretter und Bedienelemente

Instrumentenbretter waren häufig während des gesamten Krieges in RLM 66 Schwarzgrau gehalten, selbst wenn der Rest des Cockpits noch RLM 02 aufwies. Alternativ wurden sie als "Grau" mit schwarzen Instrumentenskalen beschrieben. Dies deutet darauf hin, dass RLM 66 früh zum De-facto-Standard für Instrumentenbretter wurde. Hebel, Knöpfe und andere kleine Bedienelemente waren typischerweise schwarz oder in der Farbe des Materials gehalten, aus dem sie gefertigt waren.
The Plastik Aviator RLM-Farbgebung für Innenräume der Luftwaffe im Zweiten Weltkrieg
Insturmentenbrett einer Bf-109 G6 des Luftfahrt Museums in Hannover Laatzen

RLM Farbnummer (Variante)

Deutsche Bezeichnung

RAL Äquivalent (wenn bekannt)

Anwendungszeitraum (ungefähr)

Charakteristika/Farbton

Revell Aqua Color Entsprechung (direkt oder Mischung)

RLM 02 (1938)

RLM-Grau

RAL 7003 (Moosgrau)

Vorkrieg – ca. 1940/41

Neutrales Grau

Revell Aqua 36145 Helloliv (matt).18

RLM 02 (1941)

RLM-Grau

(ähnlich RAL 6013 Olivgrau)

ca. 1940/41 – Kriegsende

Dunkleres Grau mit deutlichem Olivstich

Mischung: 9 Teile Revell Aqua 36145 Helloliv (matt) + 1 Teil Revell Aqua 36176 Hellgrau USAF (matt) (oder 36371 Hellgrau (seidenmatt)). Details siehe Abschnitt 6.

RLM 66 (1938)

Schwarzgrau

RAL 7019 

ca. 1938 – ca. 1941

Dunkelgrau mit leichtem Blaustich

Mischung: 9 Teile Revell Aqua 36109 Anthrazitgrau (matt) + 1 Teil Revell Aqua 36151 Mittelblau (matt). Details siehe Abschnitt 6.

RLM 66 (1941)

Schwarzgrau

RAL 7021 (Schwarzgrau)

ca. 1941 – Kriegsende

Dunkelgrau mit leichtem Olivgrünstich (oder neutral)

Revell Aqua 36109 Anthrazitgrau (matt).4 Ggf. Anpassung für Olivstich, siehe Abschnitt 6.


Farbgebung der Fahrwerksschächte und Fahrwerksbeine

Die Farbgebung der Fahrwerksschächte und -beine von Luftwaffe-Flugzeugen zeigte im Kriegsverlauf eine deutliche Entwicklung, die von spezifischen Innenraumfarben hin zur Verwendung der jeweiligen Außen-Unterseitenfarben tendierte.

Standardfarben

Über einen längeren Zeitraum war RLM 02 RLM-Grau der Standardfarbton für Fahrwerksschächte, Fahrwerksstreben und zugehörige Komponenten, einschließlich der Bereiche für Heck- und Bugfahrwerke. Dies umfasste die Hauptfahrwerksschächte, die Innenseiten von Landeklappen und oft auch die Streben selbst, mit Ausnahme der polierten Oleo-Federbeinbereiche. Auch Motorstützstreben und interne Rahmenstrukturen waren typischerweise in RLM 02 gehalten.
The Plastik Aviator RLM-Farbgebung für Innenräume der Luftwaffe im Zweiten Weltkrieg
Das Fahrwerk der Bf-109G6 aus dem Museum in Speyer wurde in RLM02 lackiert. Richtig wäre RLM76 gewesen aufgrund der Fertigungszeit nach 1941 

Verwendung von Unterseitenfarben (RLM 65 Hellblau, RLM 76 Lichtblau) und deren Entwicklung

Es wurde zunehmend üblich, insbesondere im späteren Kriegsverlauf oder bei bestimmten Flugzeugmustern wie der Bf 109G/K, die Fahrwerksschächte und -streben in der gleichen Farbe wie die Unterseite des Flugzeugs zu lackieren. Anfänglich wäre dies RLM 65 Hellblau für Bomber und, vor 1941, auch für Jäger gewesen.
Mit der L.Dv. 521/1 vom November 1941 erfolgte bei Jägern der Übergang zu RLM 76 Lichtblau für die Unterseiten. Folglich erschien dieser Farbton dann auch in deren Fahrwerksschächten. Eine weitreichende Standardisierung brachte die Sammelmitteilung Nr. 2 vom August 1944, die anordnete, RLM 65 auf den Unterwagen aller landgestützten Flugzeuge durch RLM 76 zu ersetzen. Diese Umstellung war möglicherweise durch Pigmentknappheit bedingt, insbesondere des für RLM 65 benötigten Kobalts. Die Farbgebung der Fahrwerksschächte spiegelte somit einen Trend zur Vereinfachung der Lackierprozesse und eine Anpassung an sich ändernde Tarnschemata wider. Die schrittweise Umstellung von RLM 02 auf die jeweilige Unterseitenfarbe (RLM 65, dann RLM 76) deutet darauf hin, dass es logistisch einfacher wurde, denselben Lack für die angrenzenden Schächte zu verwenden, anstatt eine separate Innenraumfarbe aufzutragen. Dies gewährleistete auch eine Tarnkonsistenz, falls Teile der Schächte im Flug sichtbar waren. Die Rohstoffknappheit, wie der Mangel an Kobalt für RLM 65, beeinflusste direkt die Vorschriften für Unterseiten- und damit auch Fahrwerksschachtfarben und erzwang den Wechsel zu RLM 76.

Spezifische Regelungen und Ausnahmen

Obwohl RLM 02 die allgemeine Regel darstellte, gab es Ausnahmen. So hatten Bf 109 der Baureihen B bis F manchmal bereits Fahrwerksschächte in der Unterseitenfarbe, bevor dies zur verbreiteten Praxis wurde. Me 262 wiesen oft naturmetallene Hauptfahrwerksschächte und Unterseiten der Cockpitwanne auf, während Bugradschacht und -strebe in RLM 02 oder RLM 76 lackiert sein konnten. Bei späten Fw 190 konnten die Fahrwerksschächte ebenfalls naturmetallfarben sein. Das Auftreten von Naturmetalloberflächen in diesen Bereichen bei fortschrittlichen Spätkriegstypen wie der Me 262 und einigen Fw 190 deutet auf extremen Produktionsdruck und Vereinfachungen gegen Kriegsende hin, bei denen auf nicht kritische Lackierschritte möglicherweise verzichtet wurde. Dies steht im Einklang mit dem übergreifenden Thema Materialmangel und Produktionseffizienz.

Stoßdämpfer waren oft in einem sehr dunklen Grau gehalten, das sich von RLM 02 oder der Farbe der Streben unterschied. Radnaben waren typischerweise seidenglänzend schwarz lackiert. Eine bemerkenswerte Praxis bei Flugzeugen, die 100-Oktan-Treibstoff verwendeten, war die rote Lackierung der steuerbordseitigen Fahrwerksstrebe (und manchmal auch der Abdeckung oder beider Streben/Räder) zur Identifizierung.

Zeitraum

Flugzeugtyp (Allgemein/Jäger/Bomber)

Standard-Farbton Schacht

Standard-Farbton Fahrwerksbeine

Mögliche Varianten/Ausnahmen

Relevante RLM-Vorschrift

Vorkrieg/

Frühkrieg (bis ca. 1941)

Alle Typen

RLM 02 RLM-Grau

RLM 02 RLM-Grau

Bf 109B-E: teilw. Unterseitenfarbe (RLM 65). Naturmetall bei einigen Prototypen.

L.Dv. 521/1 (März 1938)

1941–1943

Jäger

RLM 02 / RLM 76 Lichtblau

RLM 02 / RLM 76 Lichtblau

Bf 109F/frühe G: oft RLM 76. Rote Fahrwerksbeine bei 100-Oktan-Nutzung.

L.Dv. 521/1 (Nov. 1941)


Bomber/Andere

RLM 02 / RLM 65 Hellblau

RLM 02 / RLM 65 Hellblau


L.Dv. 521/1 (Nov. 1941)

1944–1945

Alle landgestützten Typen

RLM 76 Lichtblau

RLM 76 Lichtblau

Me 262: Hauptschächte oft Naturmetall, Bugschacht RLM 02/76. Späte Fw 190: teilw. Naturmetall. Vereinfachungen, Verwendung verfügbarer Farben. RLM "84".

Sammelmitteilung Nr. 1 & 2 (Juli/Aug. 1944)


Farbcodierung von Rohrleitungen und Elektroleitungen im Innenraum


Innerhalb von Luftwaffe-Flugzeugen wurde ein standardisiertes System zur Farbcodierung von Rohrleitungen und elektrischen Leitungen verwendet. Dieses System diente der Identifizierung, Wartung und Reparatur der komplexen Bordtechnik. Die detaillierte Farbcodierung für Flüssigkeits- und Gasleitungen deutet auf ein hohes Maß an Systematisierung hin, das für Sicherheit und Wartungseffizienz in komplexer Militärhardware unerlässlich ist. Die Verwendung eindeutiger, leicht erkennbarer Farben beschleunigte die Montage und Reparatur erheblich.
The Plastik Aviator RLM-Farbgebung für Innenräume der Luftwaffe im Zweiten Weltkrieg
Bf-109 E1 im Deutschen Museum in München. Die grünen Kühlmitteleitung sind zu erkennen. Fahrwerksbeine nach dem frühen Standard in RLM 02

  • Kraftstoffleitungen (Fuel lines): Einheitlich Gelb.
  • Ölleitungen (Oil lines): Einheitlich Braun.

  • Kühlmittelleitungen (Coolant lines): Einheitlich Grün.
  • Sauerstoffleitungen (Oxygen lines): Grundsätzlich Blau. Oft wird RLM 24 Dunkelblau genannt, jedoch gab es Variationen zu helleren, leuchtenderen Blautönen, besonders im späteren Kriegsverlauf aufgrund nachlassender Materialqualität und -konsistenz. Sauerstoffflaschen waren ebenfalls typischerweise blau oder Naturmetall mit blauen Streifen versehen.
  • Feuerlöschleitungen (Fire extinguisher lines): Einheitlich Rot.
  • Druckluftleitungen (Compressed Air): Blau mit zusätzlichen Kennstreifen. Beispielsweise bedeutete Blau mit zwei roten Linien Druckluft für Waffensysteme, während Blau mit zwei weißen Streifen Atemluft-Sauerstoff kennzeichnen konnte. Die Erwähnung von Streifen zur weiteren Differenzierung von Luftleitungen (z.B. Atemluft vs. Druckluft für Waffen) weist auf ein mehrschichtiges Codierungssystem hin. Eine Grundfarbe zeigte das allgemeine Medium (Luft) an, zusätzliche Markierungen spezifizierten die genaue Funktion.
  • Elektroleitungen (Electrical wiring):

  • Die häufigste Isolationsfarbe war Gelb. Dies wird durch zahlreiche fotografische Belege von unrestaurierten Flugzeugen gestützt.
  • Es kamen jedoch auch andere Materialien und Farben zum Einsatz:

  • Beige (Farbe von lackiertem Gewebe) für feuerhemmende Textilisolierungen, oft mit Papieretiketten zur Identifizierung an den Enden.
  • Silber für geflochtene Metallabschirmungen über dickeren, verstärkten Kabeln. Diese konnten naturmetallfarben belassen oder in der jeweiligen Innenraumfarbe lackiert werden.
  • Andere Kunststoffisolationsfarben wie Rot, Blau oder Weiß wurden ebenfalls bei feineren Drähten beobachtet.
  • Flexible Gummischläuche waren typischerweise Schwarz. Einige flexible Leitungen besaßen eine dunkelbraune Spiralschutzhülle, besonders im Bereich von Motoren oder Waffen
The Plastik Aviator RLM-Farbgebung für Innenräume der Luftwaffe im Zweiten Weltkrieg
Waffenschacht der Me-262 im Deutschen Museum in München. 
Die größere Vielfalt bei der Isolierung elektrischer Leitungen (Gelb, Beige, Silber, Rot, Blau, Weiß) im Vergleich zur rigideren Farbcodierung für Flüssigkeits-/Gasleitungen legt nahe, dass zwar Gelb ein allgemeiner Standard war, aber Faktoren wie spezifische elektrische Eigenschaften (z.B. Feuerbeständigkeit, Abschirmung), unterschiedliche Zulieferer oder sogar die Materialverfügbarkeit eine größere Rolle bei der endgültigen Erscheinung elektrischer Kabelbäume spielten.

Funktion/

System

Standard-

Kennfarbe 

RLM-Nr. (falls zutreffend)

Beschreib- ung/Material

Variationen/ Zusatz-

markierungen

Revell Aqua Color Vorschlag (Matt bevorzugt)

Kraftstoff

Gelb

(ähnlich RLM 04/27)

Lackierte Metallrohre, flexible Schläuche


Revell Aqua 36115 Gelb (matt)

Öl

Braun

(ähnlich RLM 26)

Lackierte Metallrohre, flexible Schläuche


Revell Aqua 36182 Erdfarbe (matt) oder 36382 Holzbraun (seidenmatt)

Kühlmittel

Grün

(ähnlich RLM 25)

Lackierte Metallrohre, flexible Schläuche


Revell Aqua 36148 Seegrün (matt) oder 36365 Patinagrün (seidenmatt)

Sauerstoff (Atemluft)

Blau

RLM 24 Dunkelblau

Lackierte Metallrohre, Flaschen

Hellere Blautöne möglich, blaue Streifen auf Flaschen

Revell Aqua 36156 Blau (matt). Für hellere Varianten ggf. mit Weiß aufhellen.

Druckluft (z.B. Waffen)

Blau

RLM 24 Dunkelblau

Lackierte Metallrohre

Mit roten oder weißen Kennstreifen

Revell Aqua 36156 Blau (matt), Streifen ggf. mit Rot (36136) oder Weiß (36105)

Feuerlöscher

Rot

RLM 23 Rot

Lackierte Metallrohre, Löscher Flaschen


Revell Aqua 36136 Karminrot (matt)

Elektrik (Allgemein)

Gelb


Kunststoff- oder Gewebe Isolation


Revell Aqua 36115 Gelb (matt)

Elektrik (feuerfest)

Beige


Feuerhem-

mende Textilummantel-ung

Papier-

etiketten

Revell Aqua 36116 Sandgelb (matt) oder 36189 Beige (matt)

Elektrik (abgeschirmt/verstärkt)

Silber / Innenraum-

farbe


Geflochtene Metallabschirmung

Kann in RLM 02 oder RLM 66 überlackiert sein

Revell Aqua 36190 Silber (metallic) oder entsprechende Innenraumfarbe (36145 / 36109)

Elektrik (andere Isolationen)

Rot, Blau, Weiß


Kunststoffisolation


Entsprechende Revell Aqua Farben (36136 Rot (matt), 36156 Blau (matt), 36105 Weiß (matt))

Flexible Schläuche (Gummi)

Schwarz

RLM 22 Schwarz

Gummi


Revell Aqua 36108 Schwarz (matt)

Flexible Schläuche (mit Spiralschutz)

Dunkelbraun


Metallspirale über Schlauch

Besonders im Motor-/Waffen- bereich

Revell Aqua 36184 Lederbraun (matt) oder 36185 Braun (matt)

Einfluss von Materialknappheit und Kriegsverlauf auf die Farbgebung

Mit fortschreitendem Kriegsverlauf sah sich Deutschland einer zunehmenden Verknappung von Rohstoffen gegenüber. Dies betraf auch Pigmente, die für die Farbenherstellung kritisch waren, wie beispielsweise Chromoxide für RLM 70, 71 und 74 sowie Kobalt für RLM 65. Diese Engpässe hatten direkte Auswirkungen auf die Verfügbarkeit und Konsistenz der RLM-Farben. Ab 1944 konnte das RLM keine exakten Farbtöne mehr garantieren. Variationen zwischen einzelnen Produktionschargen und Herstellern wurden zur Regel.
Restbestände von nicht mehr aktuellen Farben wurden aufgebraucht, indem man sie gemäß Anweisung mit neueren Standardfarben mischte. So wurde beispielsweise RLM 70 mit RLM 82 und RLM 71 mit RLM 81 vermischt. Diese Praxis führte zwangsläufig zu weiteren, nicht standardisierten Farbtönen an den Flugzeugen. Die Anweisung, Restbestände alter Farben mit neuen zu vermischen, ist ein klarer Indikator dafür, dass Ressourcenknappheit Vorrang vor der strikten Einhaltung von Farbstandards hatte. Diese offiziell sanktionierte Praxis würde eine breite Palette nicht standardisierter Farbtöne in der späten Kriegszeit erzeugen und Modellbauern beträchtlichen Spielraum, aber auch eine Rechercheherausforderung bieten.
Gegen Kriegsende führten extremer Mangel und der Zwang zur schnellen Produktion zu Vereinfachungen. Dies konnte bedeuten, dass einige Innenbereiche unlackiert blieben (z.B. naturmetallene Fahrwerksschächte oder Rumpfinnenräume) oder dass schlichtweg verfügbare Farben verwendet wurden, ungeachtet der präzisen RLM-Spezifikationen. Die dokumentierte Abnahme der Fähigkeit des RLM, ab 1944 "Farbtöne zu garantieren", signalisiert einen Zusammenbruch der Qualitätskontrolle und Standardisierung, die das frühere RLM-System kennzeichneten. Dies bedeutet, dass fotografische Beweise von Spätkriegsflugzeugen mit Vorsicht zu interpretieren sind, da die Farben möglicherweise nicht den veröffentlichten RLM-Chips entsprechen.
Die Verwendung von "Ersatzstoffen" für Pigmente könnte ebenfalls das Aussehen und die Haltbarkeit der Farben verändert haben. Obwohl dies in den Quellen nicht explizit für Innenraumfarben detailliert wird, ist es ein bekannter Faktor für Außenfarben und hatte wahrscheinlich auch intern Auswirkungen. Auch die Qualität der Farbauftragung könnte unter dem Produktionsdruck gelitten haben, was zu weniger haltbaren Oberflächen führte. Der Übergang dazu, bestimmte Innenbereiche unlackiert zu lassen, diente nicht nur der Einsparung von Farbe, sondern auch der Zeit- und Arbeitsersparnis unter zunehmend verzweifelten Produktionsbedingungen.

Revell Aqua Color Leitfaden für Luftwaffe-Innenräume


Dieser Abschnitt widmet sich spezifischen Empfehlungen für Revell Aqua Color Farben. Es ist wichtig zu beachten, dass perfekte Übereinstimmungen für jeden RLM-Farbton und seine subtilen Variationen (insbesondere die Unterschiede zwischen den Versionen von 1938 und 1941) möglicherweise nicht immer in einer einzigen Farbpalette existieren. Revells eigene Farbangaben in Bausätzen können manchmal vereinfacht oder angenähert sein.

Direkte Entsprechungen für Hauptinnenfarben:

  • RLM 02 RLM-Grau (Standard/1938, ähnl. RAL 7003 Moosgrau):

  • Revell Aqua Color 36145 Helloliv (matt) wird häufig als gute Entsprechung für RLM 02 genannt, insbesondere für das Äquivalent RAL 7003. Einige Quellen deuten darauf hin, dass es das gängigere, leicht grünlich-graue RLM 02 gut wiedergibt. Scalemates listet Revell Aqua 36145 als "Light Olive/Helloliv - RAL 7003".

  • RLM 66 Schwarzgrau (Standard/1941, ähnl. RAL 7021 Dunkelgrau/Schwarzgrau):

  • Revell Aqua Color 36109 Anthrazitgrau (matt) wird oft für RLM 66 aufgeführt und entspricht RAL 7021.

  • Revell Aqua Color 36177 Staubgrau (matt) (RAL 7012 Basaltgrau) wird manchmal ebenfalls für RLM 66 vorgeschlagen, obwohl dies eine hellere Interpretation sein könnte oder eine Verwechslung vorliegt, da RAL 7012 von RAL 7021/7019 abweicht.

  • RLM 65 Hellblau (für Unterseiten und ggf. Fahrwerksschächte):

  • Revell Aqua Color 36149 Hellblau (matt) ist die gängige Revell-Entsprechung für RLM 65.

  • Das Revell Model Color Set Luftwaffe WW II (36200) enthält RLM 65. Die individuelle Aqua Color Nummer aus diesem Set für RLM 65 wird in den meisten Quellen nicht explizit genannt, ist aber Teil des Sets.

  • RLM 76 Lichtblau (für Unterseiten und ggf. Fahrwerksschächte):

  • Revell Aqua Color 36176 Hellgrau USAF (matt) ist Revells gelistetes "Hellgrau", dessen direkte Übereinstimmung mit RLM 76 jedoch fraglich ist; RLM 76 ist ein distinktes Hellblau-Grau. Einige Quellen nennen fälschlicherweise Revell 36149 Hellblau auch für RLM 76, was problematisch ist, da RLM 65 und RLM 76 unterschiedlich sind.

  • Das Revell Model Color Set Luftwaffe WW II (36200) enthält RLM 76. Die spezifische Aqua Color Nummer für dieses RLM 76 aus dem Set wird in den meisten Quellen nicht explizit identifiziert, ist aber eine "exklusive" Farbe des Sets. Dies ist wahrscheinlich die beste Revell Aqua Option für RLM 76, falls verfügbar. Die Tatsache, dass dieses Set "exklusive Sonderfarben" für RLM 76 (und andere) enthält, impliziert, dass Revell anerkennt, dass diese Farbtöne nicht perfekt durch ihr reguläres Einzelfarbensortiment dargestellt werden, was eine spezielle Formulierung für das Set erforderlich macht.

Revell Aqua Color Vorschläge für Leitungskennfarben:


Basierend auf den historischen Kennfarben und dem Revell Aqua Color Sortiment:

  • Gelb (Kraftstoff): Revell Aqua Color 36115 Gelb (matt) oder 36312 Leuchtgelb (seidenmatt). Matt ist generell für Innenräume vorzuziehen.

  • Braun (Öl): Revell Aqua Color 36182 Erdfarbe (matt) oder 36382 Holzbraun (seidenmatt).

  • Grün (Kühlmittel): Revell Aqua Color 36148 Seegrün (matt) (RAL 6028) oder 36365 Patinagrün (seidenmatt).

  • Blau (Sauerstoff/Druckluft): Für RLM 24 Dunkelblau: Revell Aqua Color 36156 Blau (matt). Für hellere Blautöne ggf. mit Weiß aufhellen.

  • Rot (Feuerlöscher): Revell Aqua Color 36136 Karminrot (matt) (entspricht RLM 23).

  • Schwarz (Elektrische Schläuche): Revell Aqua Color 36108 Schwarz (matt).

  • Silber (Abgeschirmte elektrische Leitungen): Revell Aqua Color 36190 Silber (metallic).

  • Beige (Feuerfeste Textil-Isolation): Revell Aqua Color 36116 Sandgelb (matt) oder 36189 Beige (matt).

Mischanweisungen für Revell Aqua Color:

Die folgenden Mischverhältnisse sind als Ausgangspunkte zu verstehen und sollten stets an einer Testfläche überprüft werden. Revell Aqua Colors lassen sich mit Wasser (destilliertes Wasser bevorzugt) oder Revell Aqua Color Mix verdünnen.


  • RLM 02 RLM-Grau (1941 olivgraue Variante):

  • Basierend auf einer Enamel-Mischung "45 Helloliv + ca. 10% Hellgrau 76". Adaption für Aqua: Ziel ist es, Revell Aqua 36145 Helloliv (matt) etwas abzudunkeln und ihm einen deutlicheren Olivton zu verleihen, wie in beschrieben.

  • Vorgeschlagene Mischung: 9 Teile Revell Aqua 36145 Helloliv (matt) + 1 Teil Revell Aqua 36176 Hellgrau USAF (matt) (oder 36371 Hellgrau (seidenmatt)). Die Menge des Graus anpassen, um den gewünschten olivgrauen Ton zu erzielen.

  • RLM 66 Schwarzgrau (1938 bläuliche Variante, ähnl. RAL 7019):

  • RLM 66 (1938) hatte einen "leichten Blaustich". Standard RLM 66 wird oft mit Revell Aqua 36109 Anthrazitgrau (matt) wiedergegeben.

  • Vorgeschlagene Mischung: 9 Teile Revell Aqua 36109 Anthrazitgrau (matt) + 1 Teil Revell Aqua 36151 Mittelblau (matt). Die Zugabe von Blau sollte minimal sein, um nur einen subtilen kühlen/bläulichen Schimmer im Dunkelgrau zu erzeugen.

  • RLM 66 Schwarzgrau (1941 olivgrünliche Variante, ähnl. RAL 7021):

  • RLM 66 (1941) hatte einen "leichten Olivgrünstich". Revell Aqua 36109 Anthrazitgrau (matt) ist bereits als RAL 7021 klassifiziert und könnte daher schon ausreichend sein.

  • Falls ein stärkerer Olivton gewünscht ist: Vorgeschlagene Mischung: 9-10 Teile Revell Aqua 36109 Anthrazitgrau (matt) + 1 Teil Revell Aqua 36145 Helloliv (matt) oder eine Spur 36166 Olivgrau (matt). Die Zugabe sollte sehr dezent erfolgen.

Die häufige Querverweisung von Revell Aqua Farben auf RAL-Nummern (z.B. 36145 auf RAL 7003 für RLM 02, 36109 auf RAL 7021 für RLM 66) bietet eine wertvolle externe Überprüfungsmöglichkeit für die Farbgenauigkeit. Modellbauer sollten sich jedoch bewusst sein, dass RLM und RAL unterschiedliche Systeme waren und Übereinstimmungen manchmal angenähert oder spezifisch für bestimmte Kriegsanweisungen waren. Die Herausforderung, universell anerkannte Revell Aqua-Entsprechungen für alle RLM-Farbtöne zu finden, insbesondere für nuancierte wie RLM 76 oder die Varianten von RLM 02/66, unterstreicht die inhärente Schwierigkeit, historische Farbstandards auf moderne Hobbyfarben zu übertragen, sowie die subjektive Natur der Farbwahrnehmung.

Direkte Revell Aqua Color Entsprechungen für RLM-Hauptinnenfarben


RLM Farbnummer

Deutsche Bezeichnung

Revell Aqua Color Nr.

Revell Farbname

Finish

Anmerkungen (z.B. Eignung für welche Variante)

RLM 02 (Standard/1938)

RLM-Grau

36145

Helloliv

matt

Gute Entsprechung für Standard RLM 02 / RAL 7003

RLM 66 (Standard/1941)

Schwarz-

grau

36109

Anthrazitgrau

matt

Gute Entsprechung für Standard RLM 66 / RAL 7021

RLM 65

Hellblau

36149

Hellblau

matt

Standard Unterseitenfarbe, auch im Set 36200 enthalten 

RLM 76 (aus Set 36200)

Lichtblau

(aus Set 36200)

(aus Set 36200)

matt

"Exklusive Sonderfarbe" im Set, beste Revell Aqua Option 

Revell Aqua Color Vorschläge für Leitungskennfarben

Funktion der Leitung

Historische Kennfarbe (Deutsch)

Revell Aqua Color Nr.

Revell Farbname

Finish

Kraftstoff

Gelb

36115

Gelb

matt

Öl

Braun

36182

Erdfarbe

matt

Kühlmittel

Grün

36148

Seegrün

matt

Sauerstoff/Druckluft

Blau (RLM 24)

36156

Blau

matt

Feuerlöscher

Rot (RLM 23)

36136

Karminrot

matt

Elektrik (Standard)

Gelb

36115

Gelb

matt

Elektrik (Schläuche)

Schwarz

36108

Schwarz

matt

Elektrik (abgeschirmt)

Silber

36190

Silber

metallic

Elektrik (Textil, feuerfest)

Beige

36189

Beige

matt

Mischanweisungen für spezifische RLM-Varianten mit Revell Aqua Color

Zu mischender RLM-Farbton (Variante)

Basis Revell Aqua Color (Nr. + Name)

Mischen mit Revell Aqua Color (Nr. + Name)

Ungefähres Mischverhältnis

Erzielter Farbton/Effekt

RLM 02 (1941 Olivgrau)

36145 Helloliv (matt)

36176 Hellgrau USAF (matt) oder 36371 Hellgrau (seidenmatt)

9 Teile Basis + 1 Teil Zusatz

Dunkleres, olivstichiges RLM 02

RLM 66 (1938 Bläulich)

36109 Anthrazitgrau (matt)

36151 Mittelblau (matt)

9 Teile Basis + 1 Teil Zusatz

Dunkelgrau mit subtilem Blaustich

RLM 66 (1941 Olivgrünlich, falls Anpassung nötig)

36109 Anthrazitgrau (matt)

36145 Helloliv (matt) oder eine Spur 36166 Olivgrau (matt)

9-10 Teile Basis + 1 Teil Zusatz

Dunkelgrau mit subtilem Olivgrünstich (falls nicht bereits vorhanden)

Erzielung von Authentizität bei der Innenraumgestaltung von Luftwaffe-Modellen


Die akkurate Farbgebung der Innenräume von Luftwaffe-Flugzeugen des Zweiten Weltkriegs stellt für den Modellbauer eine anspruchsvolle, aber lohnende Aufgabe dar. Die Schlüsselfarben RLM 02 RLM-Grau und RLM 66 Schwarzgrau dominierten die Cockpitgestaltung, wobei ihre genauen Farbtöne und Anwendungsbereiche sich im Kriegsverlauf änderten. RLM 02 war anfangs der Standard, wurde aber ab etwa 1940/41 zunehmend durch RLM 66 in sichtbaren Cockpitbereichen ersetzt, das bessere Eigenschaften hinsichtlich Blendreduktion bot. Beide Farbtöne wiesen zudem zwischen den Farbtontafeln von 1938 und 1941 subtile, aber für den Detailenthusiasten wichtige, Farbtonverschiebungen auf – RLM 02 wurde olivstichiger und dunkler, RLM 66 wandelte sich von einem bläulichen zu einem olivgrünlichen Dunkelgrau.

Fahrwerksschächte waren initial oft in RLM 02 gehalten, später jedoch zunehmend in der jeweiligen Unterseitenfarbe des Flugzeugs lackiert – RLM 65 Hellblau oder, ab 1941 und später standardisiert, RLM 76 Lichtblau. Die standardisierte Farbcodierung der diversen Rohrleitungen (Gelb für Kraftstoff, Braun für Öl, Grün für Kühlmittel, Blau für Sauerstoff/Druckluft, Rot für Feuerlöscher) und der elektrischen Leitungen (vorwiegend Gelb, aber auch Beige, Silber, Schwarz und andere Farben) ist ein weiteres wichtiges Detail zur Erhöhung des Realismus.

Es ist entscheidend zu verstehen, dass trotz der Existenz offizieller Vorschriften die Kriegsumstände, insbesondere Materialknappheit und Produktionsdruck, zu Abweichungen von den Standards führten. Besonders in der mittleren bis späten Kriegsphase wurden Variationen bei Farbtönen und deren Applikation zur Realität. Dies gibt dem Modellbauer einen gewissen Interpretationsspielraum, der jedoch idealerweise durch Recherche und, wenn möglich, durch fotografische Belege spezifischer Flugzeuge gestützt sein sollte. Die Wahl der Farben sollte stets den spezifischen Flugzeugtyp, den Produktionszeitraum und das Einsatzgebiet berücksichtigen.

Für Modellbauer, die Revell Aqua Color Farben verwenden, existieren für viele RLM-Standardtöne gute direkte Entsprechungen, wie RLM 02 (36145 Helloliv) und RLM 66 (36109 Anthrazitgrau). Das Revell Model Color Set Luftwaffe WW II (36200) bietet zudem "exklusive" Formulierungen für wichtige Tarnfarben, darunter RLM 65 und RLM 76, die als die besten Optionen von Revell für diese spezifischen Farbtöne gelten dürften. Um jedoch die gesamte Bandbreite der RLM-Nuancen, insbesondere die unterschiedlichen Jahrgangsvarianten von RLM 02 und RLM 66, darzustellen, sind oft sorgfältige Mischungen erforderlich, wie in diesem Bericht dargelegt.

Die Erzielung wahrer "Authentizität" ist letztlich eine Balance zwischen der Einhaltung dokumentierter Standards und der Anerkennung der dokumentierten Abweichungen und des Chaos der Kriegsproduktion. Ein "perfekt" nach frühen Vorschriften lackiertes Spätkriegs-flugzeug könnte ironischerweise weniger authentisch sein als eines, das gewisse Variationen zeigt. Die besten Werkzeuge des Modellbauers sind daher, neben den Farben selbst, gründliche Recherche und eine kritische Interpretation der verfügbaren Quellen.

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